Die römisch-katholische Pfarrkirche Bregenz-Fluh steht im Stadtteil Fluh in der Stadt Bregenz. Die Pfarrkirche hl. Wendelin gehört zur Diözese Feldkirch und steht unter Denkmalschutz. Im Oktober 2022 feierte die Pfarre das 150-Jahr-Jubiläum ihrer Pfarrerhebung mit einem großen Fest.
150 Jahre Pfarrerhebung Fluh |
Auf dem Weg zur selbständigen Seelsorge Zwar wurde die Pfarre Fluh erst 1872 offiziell errichtet, die Kirche zum hl. Wendelin wurde aber bereits über 200 Jahre vorher, im Jahr 1666, gebaut. Sie wurde von zahlreichen Wallfahrern besucht und einmal wöchentlich hielt ein Priester von Bregenz eine Messe.
Als 1820 die Frage nach der Erbauung eines eigenen Schulhauses in Fluh gestellt wurde, bemerkte der zuständige Weihbischof Galura in Feldkirch: „Der Ort Fluh bestehet aus zerstreuten Häusern, in denen etwa 350 Seelen wohnen; sie sind von der Pfarre Bregenz 1 bis 2 Stunden entfernt und von dieser durch ein Gebürge getrennt.“
Über den Plan der staatlichen Behörden zum eigenen Schulhaus schreibt er: „Ich stimme derselben Gutachten mit voller Ueberzeugung bei, indem der Unterricht in Schulen und Kirchen bei einer solchen Entfernung unvermeidlich leidet, was man auch immer befehlen mag. Wer wird von diesen jungen Leutchen erwarten, daß sie diesen Weg an demselben Tage, besonders im Winter, um der Christenlehre beizuwohnen, zwey Mal zurücklegen? Alte und Kränkliche werden den Trost des Gottesdienstes das ganze Jahr vermissen müssen.“
Doch war er 1820 nicht für die Errichtung einer selbständigen Pfarre: „Mein Antrag gehet demnach dahin, daß der Gemeinde Fluh ein im Orte wohnender Priester gegeben werde, daß dieser nicht selbständig sondern vom Pfarrer von Bregenz abhängig sey, folglich als desselben ausgesetzter Cooperator angesehen werde.“ Also wurde eine sogenannte Expositur in Fluh errichtet, im Gegensatz zu ähnlichen Fällen waren jedoch alle Kosten für den selbständigen Seelsorger bereits gedeckt und keine Diskussionen über zusätzliche Stiftungen zu führen. Der erste dortige Expositus Jakob Nägele beklagte deshalb „den höchsten Grad von Gleichgültigkeit und Geringschätzung“. 1846 wurde eine neue Kirche erbaut. Und bereits kurz darauf drängten die Bewohner von Fluh auf die „Regulierung der kirchlichen Verhältnisse zur Mutterpfarre Bregenz“, sie wollten also eine eigenständige Pfarre werden. Stadtpfarrer Walser in Bregenz stellte eindrucksvolle Gegenforderungen. Die Fluher beschlossen darauf, ihr Ansinnen zurückzustellen. Jedoch nur drei Wochen nach dem Ableben von Stadtpfarrer Walser im Juni 1855 begannen sie wiederum ihre Interessen zu vertreten. Das Generalvikariat in Feldkirch winkte jedoch ab und so dauerte es noch 20 Jahre, bis die Diskussion wieder in Gang kam. Über den erneuten Antrag der Bewohner von Fluh zur Pfarrerrichtung befragt bemerkte 1871 der Stadtpfarrer Michael Mohr von Bregenz: „Der Gefertigte ist selbst viele Jahr Expositus in Doren gewesen, und hat die Ueberzeugung gewonnen, daß alle Exposituren Zwitterdinge seyen. Der jeweilige Expositus soll Seelsorger seyn, ohne das Ansechen und die Macht zu haben.
Auf dieser Ueberzeugung beharrend, erklärt er, daß er gegen die Errichtung einer Pfarre Fluh nichts einzuwenden habe, zumahl alle Gründe wahr sind.“ In diesem Sinne stand einer raschen Einigung über die Ablösezahlungen an die Stadtpfarre Bregenz nichts mehr im Wege und Fürstbischof Vinzenz Gasser in Brixen konnte am 28. September 1872 feierlich feststellen: „Und somit erheben Wir kraft der Uns zustehenden bischöflichen Vollmacht die bisherige Expositur Fluh zur selbständigen, von der Mutterpfarre Bregenz unabhängigen Pfarre, und die Kirche zum hl. Wendelin zur Pfarrkirche mit allen Rechten und Pflichten der Pfarreien Unsers Bisthums“. Am 27. Oktober 1872 verkündete der bisherige Expositus von Fluh, Anton Stern: „Morgen um 9 Uhr, als am Fest der Apostel Simon und Juda wird meine feierliche Installation als erster Pfarrer von Fluh stattfinden, welche der hochwürdige fürstbischöfliche Kommissär, Herr Stadtpfarrer und Dekan Michael Mohr vornehmen wird, wobei sich auch die hochwürdige Nachbars-Geistlichkeit einfinden wird. Es wird auch eine diesem Freudenfeste anpassende Predigt gehalten, dann Levitenamt, und am Schluße das Te Deum laudamus angestimmt und gesungen, um Gott zu loben und zu danken für die große Wohlthat, daß nun Fluh auch eine unabhängige, selbstständige Pfarrei geworden ist. Ich lade daher zu diesem unserem Freudenfeste alle Jungfrauen freundlichst mit Kränzen und Festkleidern zu erscheinen, und wollen sich daher ungefähr um ½ 9 Uhr hier in der Kirche in den Stühlen auf beiden Seiten vor dem Kreuzgange versammeln, damit sie dann von dort paarweise zum Pfarrhof gehen können, um mich dort abzuhohlen; auch die Schulkinder sollen sich um ½ 9 Uhr in der Kirche einfinden und sich dann an die Jungfrauen anschließen. Kleinere und schwächliche Kinder können, wenn sie wollen, schon zu Hause bleiben, weil diese Feierlickeit für sie vielleicht zu lange dauern könnte. Weil noch einige Vorbereitungen zum morgigen Freudenfest nothwendig sind, so ertheile ich zu dieser Arbeit allgemeine Dispens.“ |
Der Patron der Kirche, der Hl. Wendelin war der Legende nach im 6. Jahrhundert im Bistum Trier missionierend tätig. Von seinem Leben wird in Legenden berichtet. Demnach war er ein schottischer Königssohn, der sich auf dem Rückweg einer Rom-Wallfahrt in der Nähe von Trier als Einsiedler niedergelassen hatte. Sein Gedenktag ist der 20. Oktober.
"Fluh bedeutet jäher Felsabsturz, steile Felswand, und tatsächlich liegt die Ortschaft Fluh auf einer Naturterrasse, die zur Bregenzerach hin steil abfällt, und ist somit eine Fluh reinsten Wassers", schreibt der Bregenzer Stadtarchivar Mag. Thomas Klagian in einem Artikel zur Geschichte der Fluh.